Massarankissidou hat jetzt einen Brunnen – nach so vielen Jahren wurde unser Traum endlich wahr!
Eine Pause in der Entwicklungszusammenarbeit: Was war los bei Juciel?
2021 haben wir die Bevölkerung von Massarankissidou zuletzt unterstützt, ein Schulgebäude in dem abgelegenen Dorf zu errichten. Danach ist es zu mindestens nach außen hin still um unsere NGO geworden. Tatsächlich ist in der zurückliegenden Zeit viel passiert. Zunächst hatte uns allerdings die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Kontakt zu unseren guineischen Freunden in Massarankissidou war über lange Zeit nur sehr eingeschränkt möglich. Gleichzeitig musste unser Brunnenprojekt „Wasser für Massarankissidou“ aufgrund der pandemiebedingten Beschränkungen viele Monate pausieren. Einzig die von uns eingestellte Lehrkraft konnten wir im Dorf weiter über Spendengelder finanzieren. Nach dem Ende der Corona-Pandemie kam dann endlich wieder Schwung in den geplanten Brunnenbau.
Ein lang ersehnter Traum wird wahr: Wasser für Massarankissidou
Es ist soweit: Wir können mit stolz verkünden, dass Massarankissidou eine eigene Frischwasserversorgung erhalten hat. Ein Spezialunternehmen hat die erforderliche Grundwasserbohrung vorgenommen und eine in der Region übliche Schwengelpumpe im Dorfkern errichtet. In dem folgenden Video sehen Sie, wie die Dorfbevölkerung die schweren Bohrfahrzeuge und die Bauarbeiter mit Tanz und Gesang willkommen heißt:
Im folgenden Video pumpt Bangali Camara gemeinsam mit einigen Männern aus dem Dorf das erste Mal Wasser aus dem neuen Brunnen – ein wundervoller Moment!
Eine einfache Wasserpumpe – das sieht für unsere Verhältnisse nach nicht viel aus. Für die Bewohner von Massarankissidou bedeutet sie allerdings viel mehr: Sie müssen nie wieder über lange Strecken Wasserkanister schleppen. Zuvor war die einzige Frischwasserquelle ein einige Hundert Meter weit entfernter Fluss. Die schwere Arbeit, Wasserkanister zu tragen, die zuvor überwiegend die Kinder im Dorf verrichteten, übernimmt nun die Pumpe. Nach so langer Zeit steht der Brunnen. Endlich dieses Erfolgserlebnis – nach so viel Arbeit, Rückschlägen, gleichgültigen Behörden, nebst der großen Herausforderung, in einem der ärmsten Länder der Welt überhaupt etwas zu bewegen.
Das Brunnenprojekt – was lange währt, wird endlich gut
Mehr als fünf Jahre ist es nun her, dass sich eine kleine Gruppe unserer Mitglieder nach Massarankissidou aufgemacht hat. Der Besuch im guineischen Dorf läutete damals die Gründung unserer NGO ein. Die Idee: In Massarankissidou soll ein Brunnen gebaut werden. Dass noch so viele Jahre vergehen werden, bis dieser Wunsch in Erfüllung geht, hätte damals wohl niemand gedacht. Die Initiatorin von Juciel, Jutta Mester-Camara, leistete während des Besuchs mit ihrem Mann Allassane Camara und einigen Freunden Pionierarbeit für das Brunnenprojekt – erste Wasserproben wurden entnommen und Gespräche mit den Dorfbewohnern geführt.
Schon zu diesem Zeitpunkt war klar: Juciel als Organisation, die überwiegend aus guineischen Mitgliedern besteht, die teilweise Verwandte in Massarankissidou haben oder selbst von dort stammen, soll für echte Entwicklungszusammenarbeit stehen. So war die Dorfbevölkerung von Anfang an in das Projekt miteingebunden und wir haben sämtliche Maßnahmen entsprechend der Wünsche der Menschen in Massarankissidou geplant.
Wir waren überrascht, wie aktiv und engagiert die Bewohner Massarankissidous alles ihnen mögliche getan haben, um das Brunnenprojekt voranzutreiben. Bereits den Schulbau hat die Dorfbevölkerung ja bis auf die Akquise der finanziellen Mittel in Eigenregie durchgeführt. So haben die Männer dafür gesorgt, dass die Bohrfahrzeuge überhaupt ins Dorf gelangen können. Allein dies war bereits eine beachtliche Herausforderung. Die schweren Laster haben schlichtweg keinen Zugang zu abgelegenen Siedlungen im Hinterland. Die Dorfbevölkerung hat also selbst die Ärmel hochgekrempelt: Die Männer des Dorfes haben eine Zuwegung für die Lastkraftwagen durch den Dschungel geschlagen. Hierzu erhielten Sie Unterstützung von Freiwilligen aus den umliegenden Dörfern, was in Guinea üblich ist. Sie haben eine der Motorradpisten – der einzige Weg nach Massarankissidou – mit einfachen Hacken, Schaufeln und Muskelkraft verbreitert.
Diese Leistung ist tatsächlich beeindruckend, wenn Sie bedenken, wo Massarankissidou liegt. Die nächste richtige Straße ist Kilometer weit entfernt und auf dem Weg müssen mehrere kleine Flussläufe überbrückt und große Steine entfernt werden.
Dass dann Bohrfahrzeuge auf die neue Straße nach Massarankissidou rollen, war schlussendlich die größte Herausforderung. Es hat uns viele Jahre gekostet, um überhaupt ein Unternehmen zu finden, das sich bereiterklärt, in Massarankissidou einen Brunnen zu bohren. Bis dieses dann die Arbeiten aufnahm, sollten viele Monate vergehen. An dieser Stelle möchten wir den langjährigen Einsatz von unserem Gründungsmitglied Justin Camara hervorheben, der sich vor Ort in Guinea um die Organisation des Projekts gekümmert hat.
Eigentlich hatten wir gehofft, dass schon im Frühjahr 2023, also noch vor der Regenzeit, ein Baubeginn möglich ist. Doch dann konnte das Unternehmen nicht kommen, weil die Maschinen kaputt waren. Wie es in Guinea so ist, gibt es im Umkreis von Hunderten von Kilometern nur diesen einen Dienstleister. Es gab tatsächlich keine Alternative und Arbeiten in der Regenzeit sind witterungsbedingt nicht möglich. Also mussten wir uns erneut gedulden – eine der harten Proben, die jeder unablässig absolvieren muss, der in Guinea etwas bewegen will.
Ende 2023 kam dann aber endlich Schwung in die Sache. Das Bohrunternehmen hatte zunächst eine Vorhut geschickt, die die Straße zum Dorf begutachtete. Diese Vorhut hat dann vor Ort Anweisungen gegeben, was vorbereitet werden muss und wie die Straße für das Fahrzeug zu verbreitern ist. Diese hat die Dorfbevölkerung dann rasch umgesetzt. Als wir hier in Deutschland das Video vom Straßenausbau bekamen, haben wir regelrecht die Luft angehalten: Würde es gelingen, noch im Frühjahr 2024 vor der nächsten Regenzeit die Bohrung vorzunehmen? Es sollte so sein. Im März war es soweit und ein lang gehegter Wunsch wurde wahr: Die Bohrfahrzeuge erreichten das Dorf. Wie unser Mitglied Justin Camara berichtete, gingen die Arbeiten vor Ort – nach so vielen Jahren – schnell von statten. Schon nach wenigen Minuten und wenigen Metern Bohrung stießen die Arbeiter auf Grundwasser. So konnte eine Brunnenanlage realisiert werden, die ohne den Zubau einer elektrischen Pumpe funktioniert. Sie lässt sich also allein von Menschenhand bedienen und ist langlebig, robust und reparabel.
Ein Stern der Hoffnung über einem armen Land
Als uns die Aufnahme vom Brunnenbau hier in Deutschland erreichte, haben einige unser Mitglieder und Unterstützer nahezu Tränen in den Augen gehabt. Es ist wirklich wundervoll, wie glücklich die Menschen in Massarankissidou über den Brunnen sind. Schauen Sie einfach nochmal im Video oben, wie der Bürgermeister von Massarankissidou nach so langer Zeit des Hoffens und Wartens vor Freude lacht. Wir mussten jedenfalls ebenso lachen, als wir sahen, wer jetzt das Wasser schöpft – denn was eigentlich klassische Kinder- und Frauenarbeit ist, machen nun die Männer, die im Video stolz präsentieren, was gelungen ist.
Die Menschen in Massarankissidou beten für uns alle, die wir ihnen geholfen haben, ihr Leben grundlegend zu verbessern. An dieser Stelle bedanken wir uns ebenfalls bei allen, die Juciel ihr Vertrauen geschenkt haben. Mit Ihrer Spende haben Sie zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen. Sie zeigt: Es passiert eben nicht nur Schlimmes in der Welt, sondern genauso viel Gutes – doch dafür müssen wir Mut beweisen, Geduld haben und die Ärmel hochkrempeln und zwar am besten gemeinsam!