Neuigkeiten über Juciel

Voller Unverständnis: Was der Anerkennung unserer Hilfsorganisation im Wege steht

Die Anerkennung unserer Hilfsorganisation Juciel

Anderen Menschen helfen – das klingt zunächst einfach, ist in der Praxis aber deutlich komplizierter, als Sie es vermuten würden. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Hürden, die wir bei der Anerkennung unserer Hilfsorganisation bewältigen müssen.

Dass es ein steiniger Weg bis nach Massarankissidou ist, haben wir auf unserer Motorradfahrt in das guineische Dorf erlebt. Dass die Anerkennung einer Hilfsorganisation in Guinea aber einen ebenso steinigen Weg erfordert, hätten wir nicht erwartet. Unser Vorhaben, in Massarankissidou eine Trinkwasserversorgung zu bauen, droht aktuell zu scheitern. Der Grund: Die guineische Regierung verweigert die Anerkennung von Juciel.

Warum die Anerkennung unserer Organisation entscheidend ist

Die Idee hinter Juciel ist es, den Menschen in Guinea zu helfen. Darum haben sich unsere deutschen und guineischen Mitglieder gemeinsam für die Gründung einer Hilfsorganisation entschieden. Juciel ist eine guineische Entwicklungsorganisation und unterliegt guineischem Recht. Erst wenn der zuständige Minister in der Hauptstadt Conakry zustimmt, dürfen wir mit unserem Wasserprojekt beginnen. Und ebenso können wir erst dann mit Hilfsorganisationen in Deutschland zusammenarbeiten.

Das Gründungsvorhaben in Conakry

Unser Mitglied Allassane Camara kümmert sich aktuell um die Anerkennung Juciels in Conakry. Unsere Statuten sind ordentlich formuliert, der Gründungsantrag ist ausgefüllt und die Papiere liegen sogar schon im Ministerium vor. Zunächst standen die dortigen Angestellten Juciel kritisch gegenüber: In der Vergangenheit hätten viele Personen versucht, mit einer Hilfsorganisation politisch zu agieren, anstatt Entwicklungsprojekte durchzuführen. Allassane hat unser Vorhaben daraufhin persönlich vorgestellt und konnte das entgegengebrachte Misstrauen ausräumen. Dabei ist er gleichermaßen auf Staunen und große Zustimmung gestoßen – dem Termin beim Minister stand also nichts mehr im Weg.

Wenig später wurden wir allerdings ganz unverblümt gefragt, was wir uns dabei denken würden, mit dem Minister sprechen zu wollen, ohne vorher Geld zu zahlen. Schließlich müsse man beispielsweise das Benzin zahlen, damit die Angestellten im Ministerium zu ihrem Arbeitsplatz kommen.

Sollen wir tatsächlich die Korruption unterstützen, um den Menschen in Massarankissidou zu helfen? Wir sagen nein, denn es verstößt gegen unsere Grundsätze, Schmiergelder zu zahlen. Zum Glück ist Allassane Camara ein Mensch, der auch dann noch weitermacht, wenn andere aufgeben würden. Er besuchte über mehrere Wochen beharrlich die Behörde, um den Minister zu sprechen – dabei stieß er auf zunehmenden Druck ein „kleines Cadeau“ zu entrichten.

Unser Erfolg: Die Tür des Ministers öffnet sich!

Vor zwei Wochen ist es uns tatsächlich gelungen, ohne Schmiergeldzahlung mit dem Minister zu sprechen. Zu unserer Überraschung ist dieser jedoch so außerordentlich misstrauisch, ob es sich bei Juciel nicht doch um eine verkappte politische Organisation handelt, dass er fotografische Beweise für unser Vorhaben verlangt. Daraufhin haben wir eine Auswahl an Bildern von unserer Reise nach Massarankissidou zusammengestellt. Aktuell versuchen wir sie dem Minister vorzulegen – das Szenario der Behördengänge und Schmiergeldforderungen beginnt also erneut.

Gründung unserer Hilfsorganisation: Unverständnis auf allen Ebenen

Wir sind enttäuscht über die korrupten Zustände im Ministerium sowie über das Misstrauen, das Juciel entgegengebracht wird. Es bleibt uns aktuell nichts anderes übrig, als zu warten. Allerdings bleiben wir dabei nicht untätig. Wir konnten über sehr aufwändige Umwege elektronischen Kontakt zum Minister herstellen. Unser Gründungsmitglied Klaus Kühn aus Deutschland hat sich persönlich an ihn gewandt. Das Schreiben möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten:

An Général Bouréma Conde

Ministre de l’administration du territoire et de la decentralisation

Sehr geehrter Herr Minister,

diese E-Mail ist von großer Aktualität und Dringlichkeit, ich bitte daher höflichst um Ihre Aufmerksamkeit.

Zu Beginn diesen Jahres besuchte ich zusammen mit einer privaten Gruppe von Freunden Guinea, um das Land und seine Bewohner kennenzulernen. Dabei kamen wir auch in das abgelegene Dorf Massarankissidou, ca. 55 Kilometer nördlich von Macenta gelegen. Was uns als Europäer dort begegnete, erfüllte uns mit großer Betroffenheit: Mehr als einen Kilometer müssen die Kinder mit schweren Kanistern mehrmals am Tag über das schlechte Gelände laufen, um das Wasser aus dem Fluss zu holen! So entschlossen wir uns, hier zu helfen, und gründeten vor Ort die NGO „Juciel“ mit dem Ziel, von uns eingesammelte Spendengelder für den Bau eines Trinkwasserbrunnens bereitzustellen.

Herr Allassane Camara, Gründungsmitglied der NGO, übernahm in Conakry die Aufgabe, diese bei den staatlichen Stellen zu akkreditieren. Dieses Vorhaben droht nun zu scheitern, weil Ihre Verwaltung nicht bereit ist, ohne Zahlung von Schmiergeldern Ihnen den NGO-Antrag zur Genehmigung vorzulegen. Wir sind darüber sehr bestürzt, zumal wir hier in Deutschland bereits einiges dafür mobilisiert haben. So bauen wir zurzeit eine informative Internetpräsenz auf, in der wir unser Vorhaben erklären, wir können damit viele Menschen erreichen. Außerdem berichten wir bereits in Vorträgen über das Projekt. Dies alles, um bei uns Geld zu sammeln, um die Lebensumstände eines Dorfes Ihres Landes wenigstens ansatzweise zu verbessern (es gäbe da durchaus noch mehr zu tun). Bitte bedenken Sie , was es für einen Eindruck von Ihrem Land hinterlässt, wenn unsere Hilfsbereitschaft von Ihrer Verwaltung derartig blockiert wird.

Inzwischen ist es Herrn Allassane Camara einmal gelungen, Sie zu treffen. Bei dieser Begegnung haben Sie Zweifel daran geäußert, ob es sich bei der NGO Juciel, die wir gründen wollen, wirklich um eine seriöse Organisation handelt. Sie haben Herrn Camara aufgefordert, Beweise vorzulegen. All dies ist vorhanden, da unsere gesamten bisherigen Aktivitäten und die Reise nach Massarankissidou dokumentiert worden sind. Herr Camara wird nun erneut einen Termin benötigen, um Ihnen diese Beweise vorzulegen. Wir müssen leider davon ausgehen, dass sich die Schwierigkeiten, einen Termin bei Ihnen zu erhalten, dann wiederholen werden.

Aus diesem Grund bitten wir Sie herzlich, für die unverzügliche Genehmigung unserer NGO Sorge zu tragen. Massarankissidou wird es Ihnen danken!

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Kühn

Wir kämpfen weiter für ein besseres Leben in Massarankissidou!

Da aber auch dieses Schreiben keine Wirkung gezeigt hat, haben wir im nächsten Schritt das Auswärtige Amt in Deutschland kontaktiert und mit den Problemen in Conakry konfrontiert. Daraufhin hat sich die Deutsche Botschaft in Guinea bei uns gemeldet. Die Probleme bei der Registrierung von NGOs in Guinea seien der Botschaft allgemein bekannt. Sie hat uns daher ihre Unterstützung zugesichert.

Großartige Neuigkeiten: Juciel wurde im Mai 2019 anerkannt. Lesen Sie mehr über die Anerkennung unser Hilfsorganisation.